Kai Meyer – Herrin der Lüge

Historischer Roman

 

Verlag: Lübbe

Umschlaggestaltung: Guido Klütsch, Köln

Umschlagabbildung: ÖNB-Bildarchiv /“Triumphzug d. Theseus durch Athen“

ISBN-13: 978-3-785-72261-9

Seiten: 827 Seiten

Erschienen: 25. September 2006

  

Buchrückentext

„1210. Eine neue Heilige zeiht durch das Land und ruft zum Kreuzzug der Jungfrauen. Niemand weiß, wer sie wirklich ist, doch jeder flüstert ihren Namen: die Magdalena. Sie ist jung, und sie besitzt eine teuflische Gabe: Sie spricht mit Engelszungen. Sie ist die beste Lügnerin der Welt – und erkennt doch selbst nicht die Wahrheit: Denn auch sie und die fünftausend Mädchen, die ihr folgen, sind nur Opfer im grausamen Ränkespiel der Kirche. Sie sollen sterben, um die größte Verschwörung der Christenheit zu vertuschen. Bis die Heilige gegen Papst und Fürsten aufbegehrt – und droht, die Welt ins Chaos zu stürzen…“

 

Meine Meinung

Viele kennen Kai Meyer ja durch seine beliebten Fantasy-Bücher, nur wenige wissen, dass er auch einige historische Romane geschrieben hat. Und da das ja mein favorisiertes Genre ist, war ich neugierig auf diesen Schmöker – und ich wurde nicht enttäuscht.

Schon gleich zu Beginn war ich mitten drin im Geschehen und lerne die beiden Protagonisten Saga und Faun kennen. Sie gehören zu einer Gauklerfamilie und verdienen ihr Geld mit kleinen Kunststücken – doch das ändert sich sofort, als Faun verhaftet wird und Saga beginnt, ihren Zwillingsbruder zu suchen dadurch beginnt für beide ein großes Abenteuer.

Und das ist das Buch wirklich – ein Abenteuer, das den Leser mitnimmt auf eine gefährliche Reise durch ganz Europa. Dabei gibt es zwei Handlungsstränge – den von Saga, die den Kreuzzug der Jungfrauen anführen soll, und den von Faun, der erst mal noch im Kerker ist und nicht ahnt, was um ihn herum passiert. Beide Erzählstränge hatten ihren Reiz, etwas lieber mochte ich den von Faun, weil da zumindest in der ersten Hälfte einfach mehr passierte. Die Geschichte um Saga dagegen fesselte auf eine andere Art, nicht weil sie spannend war, sondern wegen der subtilen Abhängigkeit, die zwischen ihr und der Gräfin, die alle Fäden in der Hand zu haben scheint, herrschte. Die beiden Erzählstränge laufen lange parallel, immer abwechselnd in zum Teil auch größeren Kapiteln, um dann im letzten Drittel doch noch zusammenzulaufen und in einem tollen Finale zu münden.

Das Buch ist spannend durch viele Abenteuer, Gefahren, Intrigen und Schlachten, berührt aber auch durch Themen wie Freundschaft, Liebe oder die unterschiedlichen Abhängigkeiten zwischen von Menschen. Und immer wieder geht es auch darum, wie sich Menschen gegenseitig manipulieren – im Guten wie im Bösen. Zwar gab es im Mittelteil – gerade im Erzählstrang von Saga - mal die eine oder andere Länge, die konnte ich aber bei den spannenden Abschnitten um Faun gut verschmerzen.

Die Charaktere sind alle sehr gut gezeichnet, gefallen hat mir vor allem, dass der Autor sich Zeit nimmt, sie einzuführen und sie dem Leser vorzustellen. Saga fand ich am Anfang sehr faszinierend mit ihren ganzen Talenten als Gauklerin, ich mochte ihren Einsatz, um Faun zu retten, und ihre beständige Art. Im Laufe der Geschichte hat sie sich leider etwas verändert und viele ihre Handlungen habe ich nicht mehr verstanden – einiges muss man sicherlich der damaligen Zeit zurechnen, andere Gedanken und Handlungen waren mir dagegen sehr fremd. Faun mochte ich auch sehr und habe mit ihm gefiebert und gelitten – egal, ob es dabei um die Suche nach seiner Schwester ging oder aber um seine Gefühlswelt, die das eine oder andere Mal wirklich ins Wanken gerät. Aber auch die anderen Figuren sind klasse gestaltet, mit Ecken und Kanten und eigener Geschichte. Ich mag das, wenn die Figuren authentisch sind und nicht nur nach Klischee beschrieben werden.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, so richtig zum eintauchen und mitfühlen. Kai Meyer langweilt nie trotz einiger Beschreibungen, die aber nur dazu dienen, dass ich mir als Leser alles gut vorstellen kann und die nie überhandgenommen haben, vielmehr schafft er eine wunderbare Atmosphäre, die den Leser in eine andere Zeit entführt. Einzig gefehlt hat mir mehr historischer Bezug – ich mag es, wenn man beim Lesen historischer Romane auch noch etwas Geschichte „ganz nebenbei“ lernt; einen Kreuzzug der Jungfrauen hat es aber nie gegeben und nur wenige Figuren der Geschichte sind historische Persönlichkeiten. Das aber hat den Lesespaß nicht getrübt, so dass ich 4 von 5 Sternen vergebe.   

 

Mein Fazit

Ein toller Schmöker, der in eine andere Zeit entführt und nicht nur von Gefahren, Abenteuern und Intrigen handelt, sondern auch über Freundschaft, Liebe und Beziehungen schreibt. Es war spannend und berührend, vor allem aber hat es Spaß gemacht, die beiden sympathischen Protagonisten Saga und Faun auf ihren Abenteuern zu begleiten – der angenehme Schreibstil hat die Seiten nur so dahinfliegen lassen, so dass ich es trotz der Dicke rasch ausgelesen habe. Wer historische Abenteuergeschichten mag, dem könnte „Herrin der Lüge“ sicher gefallen – ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

   

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